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Interview: Drohnen mit Wasserstoffantrieb und andere Hightechforschung

Drohnen haben unterschiedlichste Anwendungsmöglichkeiten für Transport- und Überwachungsaufgaben. Ein limitierender Faktor bei den Einsatzzeiten sind bislang die batterieelektrischen Antriebe. Eine neue Generation revolutionärer Drohnen mit Brennstoffzellen wird derzeit im ZAL in Hamburg entwickelt. Der Forschungsstandort im Porträt. Ein Interview von Oliver Schenk, Marketing Wasserstoff des Clusters Erneuerbaren Energien Hamburg (EEHH) mit Miriam Flügger, Leiterin der Unternehmenskommunikation im ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung.

Schenk: Das ZAL ist das Aushängeschild für Luftfahrtforschung weit über Hamburg hinaus. Woran wird dort geforscht und wie sieht eure technische Ausstattung aus?

Flügger: Neben den gewöhnlichen Büro-Arbeitsplätzen haben wir im ZAL Hallen- und Laborflächen, wo uns spezifische Forschungsinfrastrukturen zur Verfügung stehen, dazu gehören Testrigs zur Aufhängung von Flugzeugrümpfen, ein AI Lab, ein turnhallengroßes Acoustics Lab für Flugtests am Boden oder das Fuell Cell Lab. Letzteres umfasst Forschungsbereiche, welche mit Gasanschlüssen für Wasserstoff, Sauerstoff, Druckluft und Stickstoff versehen sind. Ebenso sind diverse Einrichtungen für die Arbeitssicherheit wie Lüftung oder Gaswarneinrichtungen vorhanden. Die Ausgestaltung der Bereiche unterliegt wiederum einzelnen Forschungspartnern wie Airbus oder DLR, die hier sehr aktiv sind. Wir selbst, die ZAL GmbH, verfügen über einen Teststand zur Charakterisierung von Brennstoffzellensystemen, variable Aufbauten zur Untersuchung diverser Fragestellungen rund um den realen Betrieb von Stacks und fliegende Plattformen in Form von wasserstoffbetriebenen Drohnen. Außerdem steht allen Partnern eine umfangreich ausgestatte Werkstatt zur Verfügung, die sich zum Bau von Prototypen anbietet.

Schenk: Was können externe Firmen nutzen?

Flügger: Die Nutzung der Infrastrukturen ist abhängig vom Grad der Einbindung der Firmen in das ZAL. Aktuell haben wir rund 30 Unternehmen, die im ZAL feste Flächen angemietet haben, um hier ihre Themen langfristig voranzutreiben. Die Flächen werden individuell ausgestaltet und genutzt. Und in der Regel erhalten Externe nur im Rahmen von Projekten als Forschungspartner Zugang zu den Flächen.

Mit der aktuell fertig werdenden Gebäude-Erweiterung entstehen aber auch Bereiche, die für externe Projekte geeignet sind. Das Angebot orientiert sich an der Nachfrage nach flexiblen Mietflächen, welche sich auch für kürzere Zeiträume anmieten lassen. Dies ist insbesondere für kollaborative Forschungsprojekte interessant. In denen interne und externe Partner gleichzeitig oder nacheinander an verschiedenen Meilensteinen arbeiten. Der Flex Space umfasst Hallen, Labore oder Büros mit oder ohne technische Ausstattung.

Schenk: Welche Bedeutung hat die Wasserstoffforschung im ZAL?

Flügger: Die Wasserstoffforschung ist eines unserer wichtigsten Forschungsfelder. Und, was viele nicht wissen, bereits seit 2009, dem Gründungsjahr des ZAL, ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. Insgesamt zeichnet sich das ZAL durch Themenvielfalt aus. Dazu gehören neben Wasserstoff, Robotik und Automation, KI und Simulation, 3D-Druck oder Akustik. Technologien, die aktuelle Themen und Techtrends der Luftfahrt, spiegeln. Interessanterweise ist es oftmals so, dass durch die Kombination unterschiedlicher Forschungsbereiche Innovationen entstehen. In einem aktuellen Forschungsprojekt wird beispielsweise die Automatisierung der Herstellung von Brennstoffzellen untersucht unter Einbeziehung smarter Sensorik, eine KI welche die Fertigung optimieren soll.

Das Projekt ist ein schönes Beispiel, um aufzuzeigen, wie wichtig ein „outside the box“-Denken ist. Ein Ansatz, der sich auch in unseren Überlegungen und Gesprächen mit verschiedenen Playern der maritimen Industrie widerspiegelt: bereichsübergreifend gemeinsam Wasserstoffforschung zu betreiben, um Synergien zu erzeugen. Das CML, Fraunhofer Center für maritime Logistik und Dienstleistungen, bspw. wird im Rahmen des ITZ Flächen im ZAL beziehen.

Schenk: Was ist eure Vision sowohl für euren Standort als auch für eure Forschungsprojekte?

Flügger: Die Dekarbonisierung der Luftfahrt hat in den kommenden Jahren Priorität. Hier ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es nicht die eine Lösung gibt, die es zu entwickeln gilt.  Auch wenn wir viel über Wasserstoff als Hoffnungsträger in der Luftfahrt sprechen, so ist dies nur ein Aspekt, auf den wir schauen. Wir müssen den gesamten Lebenszyklus eines Flugzeugs bedenken. Hierzu gehören Produktionsprozesse und verwendete Materialien ebenso wie Betrieb, Wartung und Recycling. Hamburg hat den entscheidenden Vorteil, dass wir Player aus allen Bereichen bei uns vertreten haben. Das große Ziel der nachhaltigen Luftfahrt wird hier demnach von vielen Seiten vorangetrieben. Die Rolle des ZAL ist es, die Akteure als neutrale Forschungsplattform maximal zu unterstützen. Passend dazu soll das ZAL in zwei Schritten erweitert werden.  Durch den Anbau eines Gebäudeflügels vergrößern wir aktuell unsere Forschungsflächen von 26. auf 34.000 Quadratmeter. Ein weiterer Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ebenfalls in Planung. Viel neuer Platz für Forschende, Testanlagen und Netzwerkevents.

Schenk: Was ist für dich das Besondere an der Zusammenarbeit im ZAL?

Flügger: Der Ort lebt vom lebendigen Austausch. Die Mitarbeitenden der Unternehmen haben viele Möglichkeiten, sich zu treffen und auszutauschen, ob im Café, bei der hauseigenen Kicker-Liga, sommerlichen Afterworks oder Fachveranstaltungen. Netzwerken wird bei uns großgeschrieben, es ist die Voraussetzung für gute Zusammenarbeit – wovon die Forschung immens profitiert.

Dieses Interview wurde zuerst auf dem Blog der Erneuerbaren Energien Hamburg veröffentlicht. Weitere Infos finden Sie hier: www.erneuerbare-energien-hamburg.de